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Hier finden Sie einen Auszug von "Zen bedeutet, Pause zu machen" von Anne Albrecht, aus Ursache\Wirkung №. 126: „Die Entdeckung der Sanftheit".

„Eine Pause machen vom Spiel“, das ist die Lebenskunst des Zen. Muhō, ehemaliger Abt des japanischen Klosters Antaiji, spricht im Interview über das gelingende Leben. Kann Leben überhaupt misslingen?

U\W: Was ist ein gelingendes Leben für Sie?

Muhō: Was wäre denn ein nicht gelungenes Leben? Gibt es das überhaupt? Viele von uns haben das Gefühl, dass das Leben eine sehr schwierige Aufgabe ist. Im Buddhismus lernen wir auch, mal die Zügel nicht so fest in der Hand haben zu wollen und uns vom Leben führen zu lassen, zu erkennen, dass das Leben mein Meister und Lehrer ist. Meine Mutter ist mit 37 an Krebs gestorben. Müsste man deshalb sagen, dass das Leben meiner Mutter nicht gelungen war, weil sie wahrscheinlich noch viele Pläne hatte und ihre kleinen Kinder zurücklassen musste? Die Kunst ist, auch ein solches Leben annehmen zu können.

Geht es nicht auch darum, dass man selbst am Ende des Lebens nichts bereut?

Muhō: Mit der Reue ist das so eine Sache. Keiner bereut, nicht mehr gearbeitet zu haben, sondern den meisten Menschen bereitet es Kummer, dass sie nicht noch mehr Zeit mit der Familie verbracht oder eine Reise unternommen haben. Wenn wir allerdings arbeiten, dann sollten wir richtig dabei sein. Wenn man das Herz in die Arbeit steckt, wird man nicht bereuen, so viel gearbeitet zu haben.

Warum haben Sie 2020 das Kloster verlassen?

Muhō: Da sind verschiedene Faktoren zusammengekommen. Ich habe den Job 18 Jahre gemacht. Antaiji ist ein Kloster, das Landwirtschaft betreibt und sich selbst versorgt. Ab einem gewissen Alter wird es schwierig. Ich war der neunte Abt in der Geschichte des Klosters und der, der den Job am längsten gemacht hat. Auch deshalb fühlte ich, dass es Zeit ist, die Fackel weiterzugeben. Daneben spielten auch familiäre Gründe eine Rolle. Meine Kinder kamen gerade in die Oberstufe, und der Weg vom Kloster bis zur nächsten Schule war sehr weit. Meine Frau hätte allein in die Stadt ziehen müssen. Da habe ich entschieden, mit ihnen zu gehen. Und es gab im Kloster eine Nachfolgerin, von der ich das Gefühl habe, sie kann das Kloster gut leiten. Vielleicht tut es dem Kloster gut, wenn da ein frischer Wind weht.

Was ist Ihre Definition von Zen-Praxis?

Muhō: Der Alltag ist Zen. „Eine Pause machen vom Spiel“ ist eine Metapher, die ich gern benutze. Sobald wir drei, vier Jahre alt sind und gelernt haben, „Ich“ zu sagen, spielen wir das Spiel „Ich und die anderen“. Wir wollen mehr Aufmerksamkeit von Papa oder Mama. Dann ist man irgendwann in der Schule und versucht, gute Noten zu haben, damit die Eltern einen loben. In der Pubertät will man bei Gleichaltrigen beliebt sein. Dann geht es an die Uni, man will einen guten Job, ein Auto und ein Haus. Das ist das Spiel, das wir alle spielen. 

Und irgendwann fragen wir uns, was ist der Sinn der ganzen Sache? Wir beginnen mit dem spirituellen Pfad, etwa dem Buddhismus, und machen diesen zum Teil des Spiels. Wie viele Koans habe ich gelöst? Wie lange bin ich schon im Dojo? Wo darf ich sitzen? Habe ich noch eine braune oder schwarze Robe oder habe ich vielleicht sogar eine goldene Robe an? Zen bedeutet für mich, eine Pause zu machen. Das Ziel ist nicht, Punkte zu sammeln, und auch nicht Erleuchtung, was viele am Anfang glauben. Nein, auch darum geht es nicht. Man muss wieder zurückkehren an den Spieltisch, aber anders spielen als vorher. Das Leben gelingt nicht, indem wir gewinnen, verlieren oder Punkte sammeln, sondern indem wir spielen, auch in der Hoffnung, damit anderen die Augen dafür zu öffnen. Es macht vielleicht sogar mehr Spaß, wenn wir nicht immer nur schauen, wer die meisten Tore geschossen hat, sondern wenn wir einfach das Spiel genießen.

Den ganzen Artikel finden Sie hier:


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 126: „So gelingt Dein Leben"

Pause


 

Anne Albrecht

Anne Albrecht ist Softwaretesterin, seit 2003 beschäftigt sie sich mit dem Buddhismus. Sie war 13 Jahre in einer Theravadasangha bis sie sich dem Zen zuwandte.