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Achtsamkeit & Meditation

Wie sich fremde Berührungen anfühlen und was einem bei der ersten Tantra-Massage durch den Kopf geht. 

Das Haus, vor dem ich stehe, mutet eher an wie ein Bürogebäude, aber die Münchner Adresse stimmt. Ich zögere kurz, überquere dann die Straße und klingele. Eine attraktive Frau mit sympathischem und offenem Lächeln öffnet mir die Tür. Sie stellt sich als Sundari vor, ist in einen Lungi, einen asiatischen Wickelrock, gekleidet und begrüßt mich freundlich im ‚Pujagriha‘, so der Name des Studios, in dem meine erste Tantra-Massage stattfinden soll.

Zunächst werde ich geheißen, noch in einem kleinen Wartezimmer Platz zu nehmen. Ein sehr gemütlicher, im indischen Ambiente gehaltener Raum. Mein Blick fällt auf ein Buch zur Lingam-Massage, das im Bücherregal steht. Ich blättere es durch und sehe einige recht explizite Bilder dieser Form der ‚Verehrung des männlichen Genitals‘, und irgendwie wird mir erst jetzt so richtig klar, wo ich hier bin und was gleich passieren soll. Ich frage mich kurz, wie ich eigentlich auf diese Idee gekommen bin. Genau genommen ist Julia ‚schuld‘.

Das Tantra-Ritual beginnt damit, dass wir einander lange in die Augen sehen.

Julia hatte mich im Rahmen ihrer Ausbildung zur Tantra-Lehrerin gefragt, ob ich mir vorstellen könne, mich von ihr massieren zu lassen. Als neugieriger und offener Mensch konnte ich. Meine damalige Freundin war ebenfalls sehr neugierig, jedoch weniger offen und konnte sich die Sache überhaupt nicht vorstellen. So ging diese Gelegenheit zunächst an mir vorbei, allerdings blieb meine Neugier erhalten, nicht zuletzt, weil Julia mir sehr ans Herz legte, diese Erfahrung baldmöglichst einmal nachzuholen.

Tja, und so sitze ich nun also im ‚Pujagriha‘, ein Buch zur Lingam-Massage in meinen Händen, das bei seinem Anblick verschiedene heikle Fragen in mir auslöst: Wie fühlt es sich eigentlich an, von einer fremden Person auf so intime Art und Weise berührt zu werden? Wie wird mein Körper darauf reagieren? Ist es erlaubt, einen Orgasmus zu bekommen, oder tritt so etwas Profanes im Tantra hinter anderen spirituellen Aspekten zurück?

Es bleibt – glücklicherweise – nicht allzu viel Zeit, darüber nachzudenken, denn nach knapp zehn Minuten werde ich in den Massageraum geleitet, wo mich mit warmen Farben, verschiedenen indischen Möbeln, Kerzen und Duftölen eine wirklich einladende Atmosphäre erwartet. Auf dem Boden liegt eine Massagematte sowie verschiedene Decken und Kissen. Wir setzen uns an einen kleinen Tisch, auf dem Kerzen brennen, und Sundari fragt mich nach meiner Erwartung.

Meine anfängliche Unsicherheit weicht zusehends einer sehr angenehmen Form von Erregung.

Ich erzähle kurz von meinem ‚Erkenntnisinteresse‘ und meiner Neugier und erhalte im Gegenzug eine Kurzeinführung in die tantrische Lehre, wobei ich ehrlich zugeben muss, dass der größte Teil dieser Ausführungen vor dem Hintergrund der nachfolgenden Massage wie gelöscht ist. Was ich sehr genau erinnere, ist der Satz, dass ‚ein ejakulativer Orgasmus völlig in Ordnung sei‘, wenn auch natürlich kein Muss. Diese Frage wäre damit also schon einmal beantwortet.

Vor der Massage bin ich eingeladen, unter die Dusche zu gehen und mir dort so viel Zeit für mich zu nehmen, wie ich möchte. Ich ziehe mich also aus und wickle mich in den für mich bereitliegenden Lungi. Im Bad fällt mein Blick zur Rechten auf die Tür zur Toilette – ‚Raum für kleines und großes Loslassen‘. Ich muss kurz lachen, während ich unter die Dusche gehe. Treffender hätte ich es auch nicht umschreiben können.

Sundari kehrt kurz nach mir in den Massageraum zurück. Sie hat eine Rose mitgebracht, die sie auf die Massagematte legt, bevor sie vor mir stehen bleibt. Das Tantra-Ritual beginnt damit, dass wir einander lange in die Augen sehen. Allein das ist schon eine intensive Erfahrung. Sundari nimmt dabei meine Hände in die ihren, legt meine Hand schließlich auf ihr Herz und umgekehrt ihre Hand auf meines. So stehen wir, Sundari als ‚Gebende‘, ich als ‚Nehmender‘, eine Zeit lang schweigend einander gegenüber.

Es folgt eine Art tanzende Umkreisung, bei der sich Sundari langsam um mich herumbewegt, während ihre Hände mich leicht und fast absichtslos berühren. Ich schließe meine Augen. Sie streift meine Hände, meine Schultern und schließlich auch meinen Rücken und meinen Po. Irgendwann bleibt sie vor mir stehen und öffnet meinen Lungi. Ich schließe die Augen und öffne sie erst wieder, als ich spüre, wie meine Füße gestreichelt und sanft geküsst werden. Sundari kniet vor mir, ihre Hände gefaltet und flüstert ein leises „Namaste“. Auch sie hat jetzt keinen Lungi mehr an.

Nach dieser wunderbaren Einstimmung lege ich mich hin und die Tantra-Massage findet ihre Fortsetzung in einer Art Wiegeritual, bei dem mein Körper im Schoß der ‚Gebenden‘ liegt und ich sanft geschaukelt werde. Anschließend werden der Oberkörper und insbesondere auch mein Kopf streichelnd massiert, während mein Unterleib noch einmal mit dem Lungi umwickelt wird.

Tantra-Massage

Nachdem mein Oberkörper einige Minuten mit sanften Berührungen ‚verehrt‘ worden ist, zieht Sundari unendlich langsam den Lungi von meinem Körper, der sich dabei sehr angenehm auf meiner Haut anfühlt und kunstvoll meinen Lingam streichelt. Ein unglaubliches Gefühl! Meine anfängliche Unsicherheit weicht zusehends einer sehr angenehmen Form von Erregung.

Es folgen verschiedene Massagepositionen und -techniken. Neben den Berührungen mit den Händen finden auch andere Dinge, wie etwa Federn oder Felle, Verwendung. Insgesamt ist es eine extrem intensive und sinnliche Erfahrung, für die sich die ‚Gebende‘ sehr viel Zeit nimmt. Auch der übrige Körper wird mit sanften Umarmungen, Anschmiegen und Küssen in das Berührungsritual mit eingebunden. Irgendwann spüre ich ein angenehm warmes Öl.

Schwer zu sagen, wie lang diese Form der Massage dauert, aber irgendwann – das Gefühl für die Zeit habe ich längt verloren – liege ich auf dem Rücken, und es beginnt die Lingam-Massage, der mit Anspannung und Aufregung erwartete Teil des Tantra-Rituals. Meine Oberschenkel liegen dabei auf jenen von Sundari, die vor mir sitzt. In dieser ziemlich exponierten Position wird nun sehr intensiv mein Lingam ‚verehrt‘. Sie streichelt dabei meinen erigierten Penis ausgiebig und auf vielfältige Art und Weise, wobei sie nicht nur den Penisschaft, sondern auch die Eichel und die Hoden mit in die Massage einbezieht.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 103: „Buddha und die Arbeit"

UW103 COVER


Durch die inzwischen gut zweistündige Massage ist mein Körper vollkommen mit Energie aufgeladen, die ich irgendwann in einem Kribbeln spüre, das von den Zehen bis zum Kopf reicht. Ein Gefühl, das ich so noch nie gespürt habe. Als ich signalisiere, dass die intensive Erregung kaum noch auszuhalten ist, nimmt Sundari die mitgebrachte Blüte und streut sanft einige Rosenblätter um meinen Lingam, bevor sie die Massage noch einmal intensiviert. Durch die fortgesetzte Stimulation komme ich schließlich zu einem sehr langen und lustvollen Orgasmus.

Tantra-Massage Erfahrung: Sinnliche Berührung im Pujagriha-Studio

Nach diesem Höhepunkt beendet Sundari das Ritual sehr achtsam, indem sie noch einmal meine Brust berührt und ihre Hand auf meinem Herzen ruhen lässt. Interessanterweise ist da kein Gefühl von Erschöpfung oder Anstrengung, sondern eine tiefe Wärme und ein durchdringendes, wohliges Empfinden, das meinen ganzen Körper durchströmt. Sundari legt einige warme Tücher auf meinen Körper und dreht mich schließlich sanft auf die Seite, wickelt mich in eine Decke und legt mir ein Kissen unter den Kopf, um mir ins Ohr zu flüstern, dass ich nun noch etwas Zeit für mich und zum ‚Nachspüren‘ habe. Ich fühle mich unbeschreiblich gut, warm und wohlig, berührt und unendlich erfüllt.

Ich hatte vor der Massage gedacht, dass man im Anschluss an eine solche Erfahrung sicher noch das Bedürfnis verspüren würde, darüber sprechen zu wollen, aber als wir am Ende wieder zusammensitzen, ist es irgendwie schwer in Worte zu fassen, was ich gerade erlebt habe. Es ist schöner, dieses Gefühl einfach wirken zu lassen.

Sundari lächelt mich an der Tür an, um mich mit einem freundlichen „Namaste“ zu verabschieden. Und so verlasse ich, um eine wunderbare Erfahrung reicher, das ‚Pujagriha‘, was aus dem Sanskrit übersetzt übrigens so viel heißt wie Tempel oder Verehrungshaus. Sehr passend, wie mir nun scheint.

Markus Hoffmann, Jahrgang 1979, studierte Psychologie und Kommunikationswissenschaften an den Universitäten Tübingen und Essen. Neben seinem Studienschwerpunkt ‚Medienpsychologie‘ hat er sich intensiv mit den Themen ‚Interpersonelle Attraktion‘, ‚Sozialpsychologie der Partnerwahl‘ und ‚Psychologische und biologische Grundlagen von sozialen Beziehungen‘ beschäftigt. Aktuell arbeitet er als IT-Projektmanager.
 
Bilder © Unsplash
Kommentare  
# Annika 2018-03-12 17:27
Guten Tag,
Sie sind doch der Selbe Autor wie von der Kuschelmassage, nicht wahr? Was sagt denn Ihre freundin zu der Tantra massage? Ich frage aus reiner Neugierde. Bitte entschuldigen sie die Rechtschreibung, meine "großschreibtaste" hängt und erlaubt es mir nur selten tatsächlich Großbuchstaben zu schreiben!
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# Manuela Meitinger 2019-05-02 19:06
Der spirituelle Anteil hat sich mir nicht erschlossen
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