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Ich habe einen Freund, Dharma-Lehrer, sehr gebildet, einen ehemaligen Mönch, der in seinen Unterweisungen oft den Begriff „Ausbeutung“ verwendet, und ich finde, er hat recht damit. Buddha lehrte uns, nicht zu nehmen, was nicht freiwillig gegeben wird.

Gestern wurde ich auf Facebook gefragt, was ich mit einem bestimmten Satz über Ausbeutung gemeint habe. Auf einem Foto war eine PoC (Person of Color), eine junge schwarze Frau, zu sehen, die offenbar eine Rede hielt. Der Satz, um den es ging, wurde in Fettschrift eingeblendet, und er lautete in etwa so: Ihr hättet die Baumwolle ja selber pflücken können, wenn Ihr uns nicht in Eurem Land haben wolltet. Ich fand die Kommentare dazu unangenehm kritisch, denn meine Reaktion war: genial gesagt. Das ist es. Und schrieb als meinen Kommentar auch noch: „Das ist eine klare Absage an Ausbeutung.“ Vielleicht KANN man ihre Rede nicht gut finden, wenn man nicht versteht, wie sich Ausbeutung am anderen Ende anfühlt.

Ich werde versuchen, hier mitzuteilen, was ich zu sagen habe.

Ich habe einen Dharma-Freund, Dharma-Lehrer, sehr gebildet, einen ehemaligen Mönch, der in seinen Unterweisungen oft den Begriff „Ausbeutung“ verwendet, und ich finde, er hat recht damit. Buddha lehrte uns, nicht zu nehmen, was nicht freiwillig gegeben wird. Zusammen mit dem Gebot des „rechten Lebensunterhalts“, das für mich schon vor meiner Einweihung als Buddhistin sehr wichtig war, sind wir bereits da: Ausbeutung bedeutet, dass wir oder ein anderes Wesen oder eine kollektive Körperschaft, wie eine Gesellschaft, ein Unternehmen, eine Nation, etwas nimmt, was nicht gegeben worden ist. Zumindest nicht freiwillig. UND WIR HABEN KEINE AHNUNG VON DIESEM STÄNDIGEN DIEBSTAHL.

Es klingt so süß und schön, von Interdependenz zu sprechen, wir sind alle eins, es gibt keinen Unterschied zwischen uns, was wahr nur auf der existenziellen Ebene ist. Wie es auch wahr ist, dass wir die Tatsache NICHT anerkennen, dass es Wege gibt, Menschen und Kollektive in Abhängigkeit zu drängen, weil wir Grenzen NICHT respektieren. Wir respektieren NICHT deren Eigentum und deren Ressourcen. Wir respektieren NICHT ihre Sprache (was auch für Tiere gilt, ebenso für Pflanzen!) und ihr Glaubenssystem. Wir bitten nicht, sondern nehmen, und wenn etwas, das wir haben wollen, nicht gegeben wird, nehmen wir es uns trotzdem. Wir drängen uns auf, dringen ein, übertreten, drängen, manipulieren, nehmen uns ständig etwas.
Ausnutzen bedeutet dies: Etwas ist da, es bewegt uns auf eine bestimmte Weise. Wir werden davon erregt. Eine Frau zu unserer sexuellen Befriedigung, oder ein Junge oder ein Mädchen, schön, unschuldig. Vertrauensvoll, zu uns aufschauend oder einfach lächelnd. Wir verführen dieses Wesen, wir zeigen kein Interesse daran, wo das andere Wesen ist, was es im Innersten ist, was es will und braucht. Wir nutzen das Vertrauen aus, eine beginnende Freundschaft.

Ausbeuten

Dasselbe mit Land, mit Ressourcen. Wir fragen nicht nach dem Land, dem Wasser, der Luft und denjenigen, die intimer und weiser mit diesen Ressourcen leben. Es sollte uns interessieren, was passiert, wenn ich dies oder jenes tun würde und ich an dem Nutzen von etwas teilhaben möchte, das außerhalb meiner Reichweite liegt ... NEIN. Es interessiert uns nicht, wir wollen es nicht wissen, wir wollen nur HABEN. Land braucht auch Ruhe. Wasser braucht, um trinkbar zu bleiben, Vorsicht, und Rücksicht, genauso wie die Luft.

Wir finden es gerecht und schlau, unser Geld in den Safes unserer Bank zu parken und es „arbeiten zu lassen“. Das ist weder fair noch gerecht. Dann verhandeln wir mit unseren Gärtnern, den Leuten, die unsere Treppenhäuser putzen, unsere Autos warten, unseren Angestellten, wenn wir sie haben, über ihr Einkommen. Ihre Krankenversicherung. Wir lieben es, wenig zu zahlen, einen Deal gemacht zu haben, nicht zu viel zu zahlen. Aber es ist uns egal, WIE VIEL ANDERE zahlen, oft nämlich mit ihrer Gesundheit, ihrem Leben. Wir kümmern uns nicht um ihre Kinder, ihre Eltern. Sie haben kein Geld, sie arbeiten für ihre grundlegenden Bedürfnisse und die ihrer Liebsten. Wir sprechen von einem Geist der Ausbeutung. Ausbeutung der Grundbedürfnisse, um ernährt zu werden, um die Miete und Versicherung zu bezahlen, um die Kinder zu versorgen. Es werden Abhängigkeiten geschaffen. Kein freies Geben, Bitten, Teilen. Es gibt keine Freiheit in asymmetrischen Beziehungen. Abhängigkeit züchtet Gewalt, Verzweiflung, Hass.

Wenn wir Liebe wollen, müssen wir lernen, der Dominanz, der toxischen Abhängigkeit, dem Geist des Besitzes und des Eigentums, dem Geist der Konkurrenz abzuschwören.
Nein zum Geist der Ausbeutung. Nein zum Kauf von Produkten, wenn wir wissen oder wissen könnten, dass diese Produkte andere Mitmenschen ihre Gesundheit, ihre Wahrheit, ihr Vertrauen kosten. Auch das ist Ausbeutung: Unsere Ohren und unseren Verstand davor zu verschließen, zu prüfen, woher bestimmte Produkte kommen.

Es geht nicht darum, „perfekt“ zu sein, auch nicht darum, keine Fehler zu machen, das ist gar nicht möglich. Wir benutzen solche Argumente als Ausrede, uns nicht mehr kümmern zu müssen. In Wahrheit geht es jedoch um unser wahres Interesse.
Woran sind wir wahrhaftig interessiert?
Wie verbringen wir unsere Zeit?
Wer wollen wir sein? Ein Weltbürger, eine Weltbürgerin? Dann lassen Sie uns die Ärmel hochkrempeln.

 

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Bilder © Unsplash  

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann

Monika Winkelmann, geboren 1952, Mutter einer erwachsenen Tochter, geschieden seit 2019, hat 1980 mit 28 Jahren ihr erstes Meditationswochenende in Hamburg besucht. Diese tiefgreifende Erfahrung sowie ihr Leben als Alleinerziehende der Tochter Lisa, geb. 1984,  bewirkten, dass sie viele Jahre a...
Kommentare  
# Manuela 2021-04-01 10:02
Liebe Frau Winkelmann, vielen Dank für Ihren Beitrag, der wirklich unter die Haut geht und sehr gut und sachlich geschrieben ist. Eine Freundin von mir sagte, eine sehr gute Erinnerung!
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