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Was bedeutet Karma in der Liebe? Gibt es eine Verbindung zwischen Karma und Liebe?

MoonHee beantwortet hier Fragen des alltäglichen Lebens oder Fragen, die ihr schon immer einmal stellen wolltet. In ihrem ersten Beitrag „Wie geht es dir heute? Danke, gut!“ findet ihr mehr Informationen dazu.

Antwort MoonHee:

Der Begriff Karma hat nun auch die westliche Welt erobert. Schwere Schicksalsschläge, besonderes Glück und die Verantwortung für ein nachhaltiges Leben werden lakonisch mit Karma begründet. Die Ausdrücke „gutes Karma“ oder „mieses Karma“ gehören mittlerweile nicht nur zu unserem gängigen Sprachgebrauch, das fernöstliche, spirituelle Gesetz von Ursache und Wirkung hat sich als wahrer Verkaufsschlager entpuppt. Mit Karma bzw. mit schlechtem Gewissen und Ängsten lässt sich gutes Geld verdienen.

In unserer modernen Konsumgesellschaft ist Karma zu einer Marketingstrategie verkommen. Im Karma-Kapitalismus reicht es vollkommen aus, die richtigen Produkte zu kaufen und in den richtigen Lifestyle zu investieren. Morgens Yoga oder eine Runde Meditieren, mittags ein vegetarisches Gericht, abends eine Doku über das Leben der Bäume oder eine anregende Diskussion über die angespannte Weltlage, hin und wieder mal eine Fasten- oder Ayurvedakur – dann wird alles gut. Der Ablasshandel hat eine neue Dimension erreicht.

Doch Glück lässt sich weder austricksen noch erkaufen. Wahres Glück beginnt im Wahrhaftigen. Entgegen der herrschenden Meinung ist Karma kein universelles Belohnungs- oder Bestrafungsprinzip – Karma ist menschengemacht! Hat ein Stein, Baum oder ein Hund Karma? Wohl nicht. Gut und Schlecht, Richtig und Falsch existieren nur dort, wo es ein denkendes Ich gibt. Die Frage nach einem guten oder schlechten Leben stellt sich nur von der Ebene eines Ich-Bewusstseins. Die unmittelbare Absicht im Moment – nicht erst die Tat – bewirkt gutes oder schlechtes Karma. Karma, ganz gleich ob gutes oder schlechtes, wird durch Absicht, durch Verlangen und Begehren geschaffen. Mein jetziges Leben ist nicht das Resultat guter oder schlechter Taten im vergangenen Leben, sondern das Resultat karmischer Ich-Verstrickungen. Ich-Verstrickung meint hier nicht den üblichen Egoismus, eine Ich-Bezogenheit, wie wir üblicherweise annehmen, sondern den Irrglauben, ein getrenntes und isoliertes Wesen zu sein. Je stärker die Ich-Verblendung, desto gewisser die Wiedergeburt – Karma ist der Wille zum Ich!

Das, was sich von Leben zu Leben durchzieht, also das, was wiedergeboren wird, ist nicht ein individuelles Ich oder eine Seele, sondern der Wille zum Ich. Da ähnliche Ursachen zu ähnlichen Wirkungen führen, ist das Rad der Wiedergeburten mühsam und leidvoll. – Aber all das spielt sich nur in der irrtümlichen Vorstellung, ein von anderen Ichs isoliertes Ich zu sein, ab. Einzig das denkende, trennende Ich unterliegt dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Da aber kein solches Ich existiert, gibt es weder Mein noch Dein, weder Opfer noch Täter, weder Gut noch Schlecht, weder Vorher noch Nachher. Somit hat auch der Mensch der Einheit kein Karma und bewirkt auch keins. Denn zwischen seiner Wesensnatur und seinem Handeln gibt es keinen Unterschied: Ursache ist ihm gleich Wirkung.

Liebe

In der Esoterik werden schwierige Liebesbeziehungen gerne als karmisch besprochen. Unzählige Therapieangebote locken, um sich von dem „nicht gelösten Anhängsel“ zu befreien. Die einzige Verstrickung, die es jedoch zu lösen gilt, ist die Ich-Verstrickung. Jede Form von Anhaftung ist ich-gebunden. Kein Ich, keine Trennungen; keine Trennungen, keine Verstrickungen. Oder wie es im Zen heißt: Kein Ich, keine Probleme.

Die Frage nach Karma, vor allem im Kontext der Liebe, muss größer gedacht werden. Wenn die Wirklichkeit EINE ist, wie kann es dann ein individuelles oder separates Karma geben? Meister Sokei-an spricht hier eine sehr wesentliche Wahrheit an: „Wessen Karma habe ich als Individuum dann empfangen und lebe ich nun aus? In Wirklichkeit gibt es nur ein Sein; alle Bewusstseinsstände sind miteinander verbunden und durchdringen sich gegenseitig. Deshalb kann man nicht wissen, wessen Karma man zurückbezahlt und wer das Karma, das man jetzt erschafft, einmal austragen wird. Wenn man dies realisiert, kann man nicht anders, als allen Wesen mit Mitgefühl verbunden zu sein und sich seiner Verantwortung für das Wohl aller bewusst zu werden.“1

Da alles mit allem verbunden ist und sich alles gegenseitig durchdringt, teilen sich alle Wesen EIN KARMA! Im tiefen Erkennen dieser Wahrheit fällt jegliche Liebesverirrung ab und wahre Liebe beginnt – in guten und schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut – über alle Trennungen und Grenzen hinweg. Ein gutes Leben sollte nicht in guter oder schlechter Zeit gemessen werden, sondern in Liebe.

 

Weitere Fragen & Antworten von MoonHee Fischer finden Sie hier.

Sie haben eine Frage? Schreiben Sie an m.fischer@ursachewirkung.com

Bilder Teaser und Text© Pexel
Bild Header © Sigurd Döppel 

1Meister Sokei-an Das andere Ufer ist hier S.100, Zürich 2018.

 

Dr. phil. MoonHee Fischer

Dr. phil. MoonHee Fischer

„Was eines ist, ist eines. Was nicht eines ist, ist ebenfalls eines.“ (Zhuangzi) Jenseits eines dualistischen Denkens, im Nichtgeist, gibt es weder das Eine noch ein Anderes. Wo das Eine sich von einem Zweiten abgrenzt, ist keine Einheit, sondern Zweiheit. Die Erfah-rung des Einen – ich bin al...
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