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In den Schlagzeilen des heutigen Tages finde ich vieles, nur nicht das wirklich große Drama. Also gebe ich mich der Einfachheit hin.


Es ist einer dieser Tage. Man wacht nach acht Stunden auf, sieht die Wassertropfen auf die Oberfläche des Teichs prasseln und greift in das feuchte Fell der Katze. Während das Kaffeewasser heißer wird, fällt die Tarotkarte des Tages aus dem Stapel, die Meditationsmusik untermalt das Schreiben über die Symbolik der neun Kelche. Die Symbolik stimmt den zufriedenen Grundton für den Tag an, die Yogaübungen bewegen den Körper in die gewünschte Richtung.


Es ist einer dieser Tage, an dem es einen Termin gibt, an dem man Freude hat. Wo man sich in Einklang fühlt, weil man wahrgenommen, gehört, verstanden wird. Bei dem man sicher sein kann, dass sich währenddessen und danach etwas bewegen wird – wozu sonst sollte man sich treffen? Es flutscht, vorher wie nachher. Das Paket liegt abholbereit im Postamt, die Frau hinter dem Schalter strahlt Verbindlichkeit und Wohlwollen aus, auch wenn ein älterer Mann offenbar jemanden genau dann zum Reden braucht, wenn sich fünf Menschen hinter ihm stapeln. Und geduldig warten, bis er bekommen hat, was er wollte – Aufmerksamkeit und einen Brief.


Es ist einer dieser Tage, wo man beim Mittagessen zusammensitzt und über ganz praktische Dinge spricht. Wie man Malerfarbe von der Haut bekommt. Welche Sommerpläne auf dem Programm stehen. Wie es den Familienmitgliedern geht, die gerade nicht am Tisch sitzen. Der Regen beruhigt das Gesprächsklima, behält es im Fluss. Nach der letzten Tasse Kaffee gehen alle ihrer Wege, weil alle wissen, was als Nächstes ansteht.

leben
Es ist einer dieser Tage, wo alles ineinandergreift. Arbeit passiert, während man lebt. Familie passiert, während man ist. Freundschaft passiert, während man im Fluss ist. Es ist einer dieser Tage, der völlig unspektakulär im richtigen Rhythmus vor sich hin tröpfelt, begleitet von den zwitschernden Vögeln, dem Miauen der Katze, dem Verkehr vor der Haustür. Es muss nicht immer das ganz große Drama, die ganz große Oper sein, auch wenn ich das lange geglaubt habe. Auch wenn mich das Leben das lange hat glauben lassen.

 

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Bilder © Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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