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Wie kann man sich von ständigen Schuldgefühlen und Schuldkomplexen befreien? Wie schafft man das?

MoonHee beantwortet hier Fragen des alltäglichen Lebens oder Fragen, die ihr schon immer einmal stellen wolltet. In ihrem ersten Beitrag „Wie geht es dir heute? Danke, gut!“ findet ihr mehr Informationen dazu.

Antwort MoonHee:

Niemand ist ohne Schuld. Das wusste Jesus nur allzu gut, als er sich für die Ehebrecherin ein-setzte und sprach: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ (Johan-nes 8,7) Als die Anwesenden das hörten, gingen sie, ohne einen einzigen Stein zu werfen, da-von.

Leider neigt der Mensch dazu, andere für etwas zu verdammen, wovon er selbst nicht frei ist. Es scheint sogar so, je mehr er sich schuldig fühlt, desto mehr fokussiert er sich auf die Schuld der anderen. Zu gerne lenken wir von unseren eigenen Fehlern ab. Paradoxerweise machen wir uns zugleich sehr klein. Ständig gehen wir uns für irgendetwas an. Schuldgefühle kennt jeder, und sie können enorm belasten. Wie bekannt, macht die Dosis das Gift.

Grundsätzlich sollen Schuldgefühle motivieren, gut zu sein. Sie machen uns sozial und emp-fänglich für anderer Menschen Wohl und Leid. Sie verhindern, dass wir nur unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche durchsetzen. Es ist durchaus angebracht, Schuldgefühle zu haben, wenn wir uns zum Beispiel in der Schlange an der Kasse vordrängeln oder wenn wir uns Besitz aneignen, der uns nicht gehört. Sich schuldig zu fühlen, wenn etwas getan wurde, was nicht getan werden sollte, ist richtig. Ohne das Erkennen zwischen richtigem und falschem Verhalten wäre ein Miteinander nicht möglich. Doch ist es etwas ganz anderes, wenn wir uns immer schuldig fühlen.

Schuldgefühle sind in Maßen natürlich, gesund und notwendig. Schuldkomplexe hingegen sind krankhaft und hemmen uns. Eng verbunden mit Minderwertigkeitskomplexen, Scham, Angst und anderen negativen Emotionen beeinflussen sie unsere Lebensqualität. Komplexe zu haben bedeutet, von einem Bündel von Emotionen beherrscht zu werden. Ein Komplex ist eine Art Schlüsselbund, an dem viele gewichtige Schlüssel hängen. Der Schlüsselbund selbst wird unter dem Gewicht der Schlüssel nicht mehr wahrgenommen. Die Psychologie geht davon aus, dass Komplexe aus der Kindheit nicht verarbeitete Traumata sind. Komplexe stehen also für Ver-drängtes und Unerledigtes. Das heißt, dass wir unbewusst immer noch in den Emotionen von damals feststecken, die uns in ähnlichen Situationen, bei bestimmten Themen oder wenn wir uns nicht so gut fühlen, übermannen.

Als Kind waren wir nicht fähig, uns diesen konfliktbehafteten Ereignissen und Emotionen zu stellen, und der beste Schutz war die Verdrängung. Doch als Erwachsener haben wir die Mög-lichkeit, unseren Schutzpanzer zu durchbrechen. Dafür bedarf es etwas Mut, Ehrlichkeit, Ver-trauen und Disziplin. Aber vor allem bedarf es der Liebe zu sich selbst, sein Leben positiv ver-ändern zu wollen. Hier liegt allerdings das Problem: Obwohl wir Menschen uns alle nach einem guten Leben sehnen, können wir viel besser unglücklich als glücklich sein. Und schlechte Er-fahrungen tun noch ihr Übriges. Selbstsabotage kennt jeder. Nicht nur, dass wir unsere Fähig-keiten und Potenziale nicht ausschöpfen, wir arbeiten auch noch allzu oft gegen sie. Wissen wir nicht, was wir tun müssten, um glücklicher zu sein? Doch warum tun wir es dann nicht? Wir wissen, dass Rauchen, Trinken, ständiges Konsumieren, negative Gedanken und Egoismus uns schaden, und dennoch lassen wir nicht davon ab. Therapien oder Coachings helfen nur so weit, wie wir bereit sind, uns darauf einzulassen. Was nützt die Vielfalt der Angebote, wenn wir die Dinge nur halbherzig machen? Ein Phänomen der heutigen Zeit ist der Mangel an Vertrauen und Glauben. Doch tiefe Veränderungen geschehen allein durch das radikal Neue. Neues kann nur durch Neues neu werden und niemals durch etwas Altes. Da wir aber das Neue nicht kennen, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu vertrauen.

Schuldkomplexen

Fast alle Probleme sind Vertrauens- und Beziehungsprobleme. Hätten wir Vertrauen in uns selbst, hätten wir auch keine Komplexe. Hätten wir keine Komplexe, dann würden wir uns nicht mit anderen vergleichen. Weil wir uns aber mit anderen vergleichen, bewerten und verurteilen wir uns. Wenn wir uns also von Schuldkomplexen befreien wollen, dann müssen wir unsere Beziehung zu uns selbst und zu anderen überdenken. Das Vertrauen, das durch das traumati-sche Ereignis in der Kindheit verloren ging, muss wieder zurückgewonnen werden. Das Prob-lem aller Probleme ist Nichtvertrauen, so wie die Lösung aller Lösungen Vertrauen ist. Der Schlüsselbund, an dem alle Schlüssel hängen, ist Vertrauen. Warum alle einzelnen Schlüssel mühevoll ausprobieren und untersuchen, wenn wir die Kernursache des Übels beseitigen kön-nen? Wir müssen nicht unbedingt an dem Trauma selbst herumdoktern, manche sind sich des-sen auch gar nicht bewusst, wir müssen das Vertrauen – in uns selbst – stärken! Denn haben wir Vertrauen in uns selbst, dann haben wir auch Vertrauen in andere.

Wie kommen wir ins Vertrauen? Die Antwort: indem wir vertrauen! Wollen wir vertrauen, dann müssen wir vertrauen. Anders geht es nicht. Vertrauen ist niemals durch Nichtvertrauen mög-lich. Das leuchtet ein. Seltsamerweise versuchen wir es immer wieder auf diese Weise. Um zu vertrauen, müssen wir vom Nichtvertrauen loslassen. Vertrauen und Loslassen gehören zu-sammen. Wer loslässt, vertraut, und wer vertraut, kann loslassen.
Wie lässt man los? Die Antwort: durch Annahme. Indem wir die Dinge so akzeptieren, wie sie sind, haben wir von ihnen losgelassen. Lassen wir los von den Dingen, haben wir sie ange-nommen. Loslassen ist Akzeptanz, und Akzeptanz ist Loslassen. Das Ergebnis ist Vertrauen.

Die Befreiung von allen Komplexen liegt in der (Selbst-)Annahme. Wie wir wissen, führen Ab-lehnung und Verdrängung von Problemen zu größeren Problemen. Die Versöhnung mit ihnen – und somit mit uns selbst – bringt Frieden. Gutes kann nur durch etwas Gutes erreicht werden. In der Vermehrung des Lichts nimmt die Dunkelheit – ohne dagegen anzukämpfen – ganz von selbst ab. Wer sagt uns, dass wir so oder so sein müssten, außer wir selbst? Haben wir Proble-me mit uns selbst, dann sollten wir den Fokus nicht zu sehr auf uns selbst (Ich) legen, sondern auf das, was wir Gutes in der Welt bewirken können. Tun wir etwas Gutes für andere, dann tun wir auch etwas Gutes für uns selbst. Indem wir an andere denken – denn auch sie fühlen sich ängstlich, unsicher und haben Sorgen –, werden wir mit unserem eigenen Leid geduldiger. Wir sind also nicht allein mit unseren Problemen. Manchmal benötigen wir etwas Abstand von uns selbst, um uns selbst annehmen zu können, so wie wir sind.

Weitere Fragen & Antworten von MoonHee Fischer finden Sie hier.

Sie haben eine Frage? Schreiben Sie an m.fischer@ursachewirkung.com

Bilder Teaser und Text© Pexel
Bild Header © Sigurd Döppel 

Dr. phil. MoonHee Fischer

Dr. phil. MoonHee Fischer

„Was eines ist, ist eines. Was nicht eines ist, ist ebenfalls eines.“ (Zhuangzi) Jenseits eines dualistischen Denkens, im Nichtgeist, gibt es weder das Eine noch ein Anderes. Wo das Eine sich von einem Zweiten abgrenzt, ist keine Einheit, sondern Zweiheit. Die Erfah-rung des Einen – ich bin al...
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