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Es ist eine spannende Zeit zwischen 50 und 60. Auch wenn viele Frauen aus diversen Gründen in diesem Jahrzehnt beinahe unsichtbar werden, tut sich genug, um das Licht AUF den Scheffel zu stellen. Und sich zur eigenen Farbe zu bekennen.

Speziell jetzt im Herbst ist es ja wirklich einfach, sich in Beige, Grau oder Schwarz zu hüllen. Und obwohl ich eine Verfechterin der Tatsache bin, dass alles mit allem verbunden ist, muss ich trotzdem nicht mit meiner Umgebung verschmelzen - ganz abgesehen davon, dass mir Orange und Gelb so gar nicht zu Gesicht stehen. Jede Frau, die diese Farben tragen kann, beneide ich, denn sie sind für mich der Inbegriff von warmer Lebendigkeit.

Meine Mutter hat beschlossen, sich vom Schwarz zu verabschieden, das ihr zugegebenermaßen auch schon vor dem Tod meines Vaters gut gestanden hat. Ich habe diese Entscheidung gefeiert, weil es ein Bekenntnis zur Buntheit des Lebens ist. Als wir kürzlich in Italien waren, haben wir freudig geshoppt - alles, nur nichts Schwarzes. Das einzig Schwarze war der Espresso meiner Mutter. Und selbst da ist eine Kugel Vanilleeis vor sich hingeschmolzen.

Eine Freundin von mir erschien zur Lunchverabredung in einer grünen Filzjacke, die ganz wunderbar mit ihrem rötlichen Lockenkopf harmonierte. Und zu meiner Bluse passte, die ich mit einer silber glänzenden Weste kombiniert hatte. Sie werden mehr, die Frauen in ihren 50ern, die Farbe bekennen - auch zu sich selbst. Fast scheint mir, dass ein Ruck durch diese Altersgruppe geht, je mehr sie sich darüber im Klaren wird, was sie in ihrem bisherigen Leben geleistet hat. Und was für sie angemessen ist an Farbigkeit.

unsichtbar

Mein Kleiderschrank ist voll mit Klamotten in sogenannten Off-Farben, also solchen, die nicht so kräftig sind. Statt Feuerrot trage ich Himbeerrot, statt Pistaziengrün Lindgrün, statt Schwarz Dunkelblau. Es entspricht meinem Temperament, dass zuerst überlegt, bevor es loslegt. Das zuerst zuhört, bevor es spricht. Und so sind „meine“ Farben absoluter Ausdruck meiner innerlichen Befindlichkeit. Einige Freundinnen von mir bevorzugen kräftige Farben, weil ihre Persönlichkeit einfach aktiver, lebendiger, sprühender ist. Und ich feiere jeden Farbklecks, den ich an ihnen finde.

Ab 50 haben wir schon viele Farben gesehen in unserem Leben. Wir haben die Leidenschaft des Rots gelebt, aber vielleicht auch dessen Aggressivität zu spüren bekommen. Wir durften das Glück des Gelbs erleben, andererseits auch Neid, Geiz und Eifersucht erfahren. Wir entspannten uns in das wachsende Grün hinein, während unmittelbar danach eine Phase der Stagnation folgte. Wir genossen die Ruhe des Blaus und fühlten uns vielleicht trotzdem deprimiert. Es gab Tage des Klarheit schenkenden Weiß, wie es Tage der Kälte gab. Und selbstverständlich hatten wir auch schwarze Zeiten, die uns Demut schenkten, uns aber auch traurig machten. All diese Erfahrungen tragen wir 50er-Frauen in uns und haben sie in den hinter uns liegenden Jahrzehnten im besten Fall transformiert.

Wir sind all diese Farben und noch viele mehr. Das ausdrücken zu können ohne Wenn und Aber, ist eine der großen Freiheiten in unserem Alter. Die wir ergreifen sollten an jedem einzelnen Tag, den wir geschenkt bekommen. Wir wissen, was wir wollen und was wir NICHT wollen. Und zu Letzterem zählt definitiv, unser Licht unter den Scheffel zu stellen. Es gehört AUF den Scheffel oder besser noch an die Decke, um alles andere zu erhellen. Mit nichts weniger sollten wir Weiber uns zufriedengeben.

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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