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Leben

Dauernde Bedürfnisbefriedigung versus Entsagung. Wie findet man die lang ersehnte Zufriedenheit, der alle nachjagen?

Man möchte nur zu gerne ständig in positiven Empfindungen schwelgen. Und tatsächlich gibt es dafür einen Weg. Allerdings führt dieser weniger ins „Schwelgen“. Der Weg zu einer dauerhaften Zufriedenheit führt vielmehr in eine neue Bewusstheit. In ihr wird eine Freiheit realisiert, die zu sehr freudigen Empfindungen führen kann. Dabei ist die innere Ausrichtung wichtig. Wenn man versucht, alle scheinbar unangenehmen Dinge wegzuschieben und nur am Schönen festhält, entsteht schnell eine Schieflage. Negatives verdrängen und nur nach Positivem streben ist ein altes, aber wenig Erfolg versprechendes Rezept. Trotz aller Bemühungen werden diese Versuche mit Frust enden. Ebenso bekommt man mehr Probleme, als einem lieb sein kann, wenn man die positiven Emotionen nur im Umfeld sucht. Dann müssen wir konsumieren, auf das Umfeld positiv einwirken und ständig etwas Schönes tun. Das macht dann lediglich von anderen abhängig und führt nicht zu einer dauerhaften Zufriedenheit.

Es ist sehr wichtig, genau hinzuschauen: Ist etwas wirklich heilsam oder tut es nur so? Viele Menschen erleben positive Emotionen, wenn sie bekommen, was sie wollen. Es entsteht Euphorie, ein Rausch, ein Hochgefühl. Aber dieses Erleben ist nur oberflächlich positiv. Das schnelle Abflauen dieser Emotionen erzeugt eine ungute innere Stimmung. Und schon muss die Jagd aufs Neue beginnen. Das ist auf Dauer ermüdend und frustrierend. Es entsteht eine Rastlosigkeit. Manches, was zunächst positiv erscheint, ist auch im Blick auf sein inneres Wesen nicht heilsam. Alkohol zu trinken fühlt sich für viele zunächst positiv an. Es hebt die Stimmung. Aber letzlich ist es unheilsam. Man kann auf diese Weise Aktivitäten überprüfen, ob sie wirklich zu einer langfristigen Zufriedenheit führen oder nur zu einem kurz anhaltenden Kick.

Freude

Es ist relativ leicht, eine kurzfristige Freude zu erleben, aber es gibt tatsächlich die Möglichkeit, solche Empfindungen nachhaltig zu stärken.

Ein Bedürfnis entsteht, und man möchte es befriedigen. Das ist ganz normal. Die Erfüllung fühlt sich zunächst gut an, aber schon kurz danach kommt das nächste Bedürfnis und bettelt um Aufmerksamkeit und Befriedigung. Das ist uferlos. Wenn wir uns gut fühlen möchten, bedeutet es scheinbar, dass wir uns ständig um ein kurz anhaltendes Hochgefühl bemühen müssen. Es ist erahnbar, dass dies nicht funktionieren kann. Der Dalai Lama sagte einmal: „Wenn ein Mensch alle Hotels dieser Welt besäße, würde er als Nächstes von einem Hotel auf dem Mond träumen.“ Es ist relativ leicht, eine kurzfristige Freude zu erleben. Doch wie ist es möglich, eine fröhliche Stimmung zu aufrechtzuerhalten?

Freude und Zufriedenheit in Entsagung finden. Das klingt vollkommen abwegig, nach harter Askese. Tatsächlich gibt es zwei Wege, wie man in sich Freude und Zufriedenheit nachhaltig festigen kann: Entsagung und Übung. Im Gegensatz zur schnellen Bedürfnisbefriedigung, die nur kurzzeitig wirkt, können Sie erkunden, wie es sich anfühlt, ein Bedürfnis loszulassen. Dann nämlich entsteht Befreiung, ein Gefühl von Unabhängigkeit. Sie können den plötzlichen Frieden genießen. Es entsteht eine Freude über die erreichte Freiheit, die sehr intensiv sein kann und sich bei jeder Wiederholung stärkt und festigt. So benötigen Sie keine Unzahl an verschiedenen Bemühungen für das Glück. Es braucht lediglich die Bereitschaft loszulassen. Dieser Weg ist ein wenig gegenläufig zur gängigen Kultur, die versichern möchte, dass wir nur als Konsumenten glücklich werden. Dieser Weg ist eine genauere Untersuchung wert. Hilfreich ist hierbei, dass er nicht jeden Tag bei null neu begonnen werden muss. Man kann darauf vertrauen, dass die eigene innere Veranlagung hilfreich zur Seite steht.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 116: „Leben, lieben, lachen"

uw116 Cover


Freude lässt sich nämlich tatsächlich – wie jede menschliche Eigenschaft – trainieren. Wenn Sie regelmäßig den Ego-Anteil „innerer Kampfhund“ aktivieren, dann wird dieser Anteil stärker werden. Im Nervenapparat gibt es verschiedene Areale, die Ärger oder auch Freude steuern. Da ist etwa das sogenannte Belohnungszentrum im limbischen System. Das liegt unterhalb des Großhirns. Leider wird es sehr oft mit Süßigkeiten und Drogen aktiviert. Es gibt aber hinter der Stirn Nervenareale, die als Ich-Funktionen oder Ego-Anteile funktionieren und sich ebenfalls mit dem Belohnungszentrum verbinden lassen. Ein Ego-Anteil könnte etwa als Humorist aktiv werden, oder man aktiviert in sich bewusst Freude oder Glück. Jeder hat diese positiven Ego-Anteile in sich. Mit der Aktivierung wird nun die Verbindung zwischen unserem Belohnungszentrum und unseren heilsamen und freudvollen Persönlichkeitsanteilen trainiert.

Für das Training ist es hilfreich, wenn die zu trainierenden freudvollen Persönlichkeitsanteile einen Namen erhalten, wie etwa „Der innere Glückliche“, oder „Die innere Friedvolle“. Einen Begriff zu wählen hilft dabei, diesen Vorgang zu begreifen, ihn zu packen und zu halten. Und es ist hilfreich, einen Namen zu vergeben, weil auf diese Weise der innere Anteil direkt und immer wieder angesprochen werden kann.

PRAXIS:
Obwohl dieser Vorgang zum Geistestraining gehört, spielt der Körper eine zentrale Rolle. So trainiert man die eigenen freudvollen Persönlichkeitsanteile:
• Den Körper lockern, sich vorstellen, wie Freude den Körper durchströmt
• Nichts erzwingen, einfach locker bleiben
• Hilfreich ist, sich an eine zurückliegende Situation zu erinnern, die sich gut angefühlt hat
• Wenn das Körpergefühl spürbar wird, etwa ein Kribbeln im Solar plexus, einen Satz entstehen lassen, der dazu passt, zum Beipiel „Ich bin da!“ oder „Es ist gut!“
• Dieses Mantra oft wiederholen, denn so wird sich der Persönlichkeitsanteil der Freude stärken, und er wird nachhaltig 

Matthias Ennenbach, ist Dipl.-Psychologe/appr. Psychotherapeut, Leiter des Zentrums für Buddhistische Psychotherapie, Ausbilder Buddhistische Psychotherapie BPT® und Ausbilder Achtsamkeitstrainer ASST ® www.Info-BPT.de

 

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Dr. Matthias Ennenbach

Dr. Matthias Ennenbach

Dr. Matthias Ennenbach ist Dipl.-Psychologe/appr. Psychotherapeut, Leiter des Zentrums für Buddhistische Psychotherapie, Ausbilder Buddhistische Psychotherapie BPT® und AusbilderAchtsamkeitstrainer ASST ®www.Info-BPT.de
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