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Leben

Kürzlich stritt eine buddhistische Nonne mit mir. Richtig gelesen. Offenbar können sich auch Ordinierte ordentlich ärgern.

Unterschiedliche Auffassungen sind wichtig und normal. Es gibt da oft diesen Harmoniezwang. Der ist nicht hilfreich. Es ist unerlässlich, unterschiedliche Auffassungen zu verhandeln. Alle Beteiligten können hier dazulernen. Doch wie gestaltet man diese Angelegenheit konstruktiv? Wie streitet man als Buddhist akkurat? Ich habe versucht, aus der Situation einen Leitfaden zu destillieren. Der ist sicher nicht endgültig. Er ist „work in progress“, wie es so schön heißt.

Ein Streit ist nichts anderes als eine Bedürfnisverhandlungssituation. Oft wird er hitzig und intensiv geführt. Es geht schließlich um wichtige Dinge. Nämlich die Bedürfnisse der Beteiligten. Menschen streiten, wenn sie ihre Bedürfnisse nicht erfüllt sehen und sich von einem anderen nicht respektiert fühlen. Das Problem ist, dass das schlechte Gefühl, aus dem ein Streit seine Energie erhält, meist nicht als Information über die Koordinaten des eigenen Lebens verstanden wird. Dann ist der andere am eigenen Unwohlsein schuld. Man verschließt sich, klagt an, wird persönlich, und die Emotionen übernehmen die Führung. „Sprich, wenn du wütend bist, und es wird die beste Rede, die du ewig bereuen wirst“, sagt man.

Nonne

Die erste Regel ist deshalb zu fragen: „Warum habe ich jetzt diese oder jene Emotion?“ „Was ist die Geschichte dahinter?“ An dieser Stelle können bereits die Weichen zu einem konstruktiven Streit gestellt werden. Voraussetzung ist also eine Achtsamkeit gegenüber den eigenen Emotionen. Konflikte sind wertvoll, wenn es statt zu einer Auseinandersetzung zu einem „Miteinandersetzen“ kommt. Dazu sind echtes Zuhören und die Bereitschaft zu einer Offenheit, die es grundsätzlich erlaubt, dazuzulernen, statt nur die eigene Position verteidigen zu wollen, unerlässlich.

Weiter benötigen wir Präzision im Denken und Argumentieren: Wir unterscheiden zwischen Fakten und Meinung, teilen erst die Fakten und danach die Interpretation, begründen die Fakten und behaupten sie nicht nur. Wir unterscheiden zwischen der Sache und dem Menschen, das heißt: Wir argumentieren nie ad personam.

Der Buddha in uns weiß, dass jeder gesprochene Satz eine Geschichte hat. Es lohnt sich, diese zurückzuverfolgen, anstatt zurückzuschlagen.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 120: „Lebendiger Buddhismus"

UW120


Frank Hendrik Hortz, Jahrgang ‘65, im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen, Religionswissenschaftler (studierter ev. Theologe und Philosoph), Journalist und Unternehmer. Erste Meditationserfahrungen vor fast 40 Jahren, Buddhist seit etwa 10 Jahren. Herausgeber und Chefredakteur der Ursache\Wirkung.

Bild Teaser und Header © Pixabay

Hendrik Hortz

Hendrik Hortz

Frank Hendrik Hortz, Jahrgang ‘65, im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen, Religionswissenschaftler (studierter ev. Theologe und Philosoph), Journalist und Unternehmer. Erste Meditationserfahrungen vor fast 40 Jahren, Buddhist seit etwa 10 Jahren. Herausgeber und Chefredakteur der Ursache\Wirkung.
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